Die comdirect bank AG hält sich für besonders pfiffig, um im momentanen Reigen der Geldhäuser bei Gebührenanhebungen ordentlich mittanzen zu können.
So hat sie offensichtlich heraus gefunden, dass es schädlich wirkt, wenn man den Kunden direkt das Geld für Zahlungskarten oder Kontoführung aus der Tasche zieht. Deshalb nimmt sie es ab Ende April von den Bevollmächtigten der Kunden.
Äußerst perfide, denn für diese Bevollmächtigten erbringt die comdirect bank grundsätzlich gar keine oder geringere Leistungen im Zahlungsverkehr als für den Kontoinhaber selbst. Hinzu kommt die starke Belastung für Kunden, die aus Vorsorgegründen mehr als nur eine Person für den Eventualfall bevollmächtigt haben.
Statt nun einmal je girocard ein Entgelt vom Inhaber des Kontos zu verlangen, wie es anderen Banken zur Zeit forcieren, zahlt ein Kunde der comdirect bank mit drei Bevollmächtigten nun drei mal knapp zehn Euro pro Jahr. Dabei haben die Bevollmächtigen diese grirocards regelmäßig kostenfrei im Zuge der Annahme der Vollmacht durch die Bank geliefert, ohne besondere Bedingungen oder Hinweise auf eine jemals mögliche Kostenbelastung. Ist ja auch klar, der Kontoinhaber regelt ja normalerweise seinen eigenen Zahlungsverkehr, solange er es selbst will und kann.
Möchte die Bank tatsächlich, dass diejenigen, die also aus Notfall- und Vorsorgegründen anderen eine Vollmacht geben, z.B. Ehegatten untereinander oder Senioren ihren Kindern, diese wieder entziehen? Oder als Alternative richtig Geld auf den Tisch legen, trotzdem viele Bevollmächtigte überhaupt keine Arbeit bei der comdrirect verursachen, kein Konto dort führen, keine Leistung für sich selbst beanspruchen! Hinterhältiger geht es kaum.
Ich bin gespannt, ob diese Kartenentgelte für Bevollmächtigte einer gerichtlichen Überprüfung standhalten. Gerne würde ich schon jetzt eine Klage eines Verbraucherverbandes unterstützen!
Aus einem allgemeinen Kundenanschreiben:
… zum 24.04.2017 ändern sich unsere allgemeinen und produktbezogenen Geschäftsbedingungen sowie das Preis- und Leistungsverzeichnis. Folgende Regelungen wurden überarbeitet:
- Änderung bei der Bargeldversorgung: Kostenlos Bargeld erhalten Sie zukünftig außerhalb Deutschlands mit der girocard an Geldautomaten in Ländern mit offizieller Euro-Landeswährung. Mit der Visa-Karte können Sie an Geldautomaten mit Visa-Zeichen in Ländern mit Fremdwährung kostenlos Bargeld abheben. Weitere Informationen zur Bargeldversorgung ab dem 24.04.2017 finden Sie unter www.comdirect.de/bargeldversorgung
- Entgelte für Karten Bevollmächtigter: Um Ihnen als Kontoinhaber weiterhin kostenlos eine girocard oder Visa-Karte anbieten zu können, werden wir je Karte eines Bevollmächtigten ein Entgelt von 9,90 Euro p. a. erheben (erstmalige Belastung im Mai 2017)
- Anpassung Zahlungsdienstleistungen: Der Zuschlag für telefonisch oder schriftlich aufgegebene Überweisungen und Daueraufträge wird auf 4,90 Euro angehoben – online bleiben SEPA-Überweisungen und Daueraufträge kostenlos
Die letzte neue Regelung, knapp EUR 5,00 für eine telefonische Überweisung zu nehmen, emfinde ich persönlich als Taschendiebstahl. Bei den sogenannten „beleggebundenen“ Aufträgen auf echtem Papier ist diese Position vielleicht noch irgendwie nachvollziehbar, aber bei telefonischen Aufträgen? Diese Bank ist doch damit groß geworden, mit dem Phonebanking – als das Internet im Zahlungsverkehr noch eine bescheidene Rolle spielte.
Wenn der Bank nichts einfällt, um in den eigenen Reihen Kosten zu sparen, dann „Gute Nacht, Direktbankentum“! Lange haben die Discounter die Kunden von den Filialbanken abgezogen, auch innerhalb der eigenen Konzerne, nun kann das „Schlachten der Lämmer“ beginnen.